Schon vor dem Release war das Fiido X ein großer Erfolg beim Crowdfunding! Die erste marktreife Version musste der Hersteller aufgrund kritischer Verarbeitungsmängel zurückrufen. Für knapp 1.800 Euro gibt es nun die überarbeitete Version zum Kauf in Deutschland – NextPit findet im Testbericht heraus, ob sich der Kauf des E-Faltrads aus China lohnt.
Bewertung
Pro
- Dezentes, cooles Design
- Extrem hohe Reichweite (130 km)
- Solide Ausstattung mit Schutzblechen & Ständer
- Viel Fahrspaß dank Drehmomentsensor
Contra
- Recht schwer für ein Faltrad (20 Kg)
- Komplizierter Startprozess
- Keine Federung
-
Kein Kettenschutz
Kurzfazit & Kaufen
Insgesamt kauft Ihr mit dem Fiido X ein gut durchdachtes, stylisches und vor allem spaßiges E-Faltrad. Obwohl es zusammengefaltet dank Magneten zusammenhält, ist das Gesamtgewicht von etwa 20 Kilogramm ein wenig zu schwer, um wirklich praktisch zu sein. Ein Alleinstellungsmerkmal ist zudem der Drehmomentsensor, der ein besonders dynamisches Fahrerlebnis ermöglicht.
Wollt Ihr beim Fiido X zuschlagen, müsst Ihr Euch zwischen zwei Versionen entscheiden. Sowohl die Version mit 250 Watt und die mit 350 Watt werden im Onlineshop des Herstellers für 1.799 Euro angeboten. Nutzt Ihr beim Kauf als NextPit-Leser den Rabattcode "FX20", spart Ihr 200 Euro beim Kauf. Der Preis fällt somit von 1.799 Euro auf 1.599 Euro.Design & Verarbeitung: Gut durchdacht!
Das Fiido X ist ein E-Faltrad und lässt sich an zwei Stellen zusammenfalten. Damit schrumpft es auf kompakte 79,4 x 35,0 x 80,3 Zentimeter zusammen und lässt sich gerade noch als Handgepäck in der Bahn mitnehmen. Das Gesamtgewicht beträgt knapp 20 Kilogramm.
Gefällt:
- Stylisches Design
- Intuitiver Klappmechanismus samt Magnet-Verschluss
- Eingebautes Akkuschloss
Gefällt nicht:
- Zu schwer, um transportabel zu sein
- Startmechanismus zu kompliziert
- Keine Federung
- Kein Kettenschutz
Das Design des Fiido X lässt sich ohne großen Widerstand als "auffällig" bezeichnen. Hersteller Fiido führt als Slogan für sein E-Bike den Leitsatz "Find Your X Factor" an und platziert dabei ein durchaus mutiges Faltrad. Die simplen Linien mit eingebauten Vorder- und Rücklichtern und einer dicken Sattelstütze, in welcher der Akku eingebaut ist, gefallen mir persönlich sehr gut. Neben der einzigen Farbe, einem blassen Blau, hätte ich mir eine schwarze Farbvariante gewünscht.
Wollt Ihr das Fiido X zusammenklappen, müsst Ihr zuerst den Lenker über eine Sperre herunterfalten und das E-Bike anschließend in der Mitte durchknicken. Praktischerweise verbaut Fiido einen Magneten an beiden Reifen, wodurch das zusammengefaltete Fahrrad zusammenhält. Hier stellt sich Fiido deutlich cleverer an als der Hersteller des Ado A20 XE (zum Test), das beim Tragen gerne einmal aufklappt.
Leider ist das Fiido X aber ähnlich schwer wie die Konkurrenz aus China. Mit einem Gesamtgewicht von 20 Kilogramm ist es für die meisten Menschen ziemlich mühsam, das Fahrrad beispielsweise eine Treppe hochzuhieven. Das solltet Ihr im Hinterkopf behalten, wenn Ihr eine Tendenz zum Zug-Verpassen oder spät-losfahren habt. Da der Akku fest in der Akkustange verbaut ist, könnt Ihr das Gewicht auch nicht aufteilen, wie es beispielsweise Brompton beim Brompton Electric ermöglicht. Hier könnt Ihr die Batterie abnehmen und als Tasche über die Schulter hängen.
Um die Akkustange doch einmal zu entnehmen, müsst Ihr einen recht komplexen Entsperrprozess anstoßen. Zuallererst schaltet Ihr das E-Bike über den Schalter unter dem Sattel an. Dann gebt Ihr den Entsperrcode ein und wartet auf ein leises Klicken. Anschließend könnt Ihr den Haltebügel der Sattelstange lösen und den Stromspeicher herausziehen.
Beim Anschalten steigt die Komplexität des Fiido X ungefähr auf die des Hellraiser-Puzzles an. Ihr schaltet das E-Bike unter dem Sattel an. Dann gebt Ihr den Entsperrcode so lange ein, bis drei Töne erklingen – meist beim zweiten Mal – und zu guter Letzt haltet Ihr die untere Taste des Bordcomputers drei Sekunden lang gedrückt. All das funktioniert aber nur, wenn Ihr die Klemme des Sattels so weit heruntergedrückt habt, dass die dortigen Kontakte ineinandergreifen. Der komplizierte Entsperr-Prozess soll laut Herstellerangaben effektiv vor dem Diebstahl der Batterie schützen. Hierfür konfiguriert Ihr direkt beim Start am besten einen individuellen Entsperr-Code über das Eingabefeld über dem Hinterrad.
Bedeutet im Umkehrschluss: Wollt Ihr während der Fahrt den Sattel verstellen, müsst Ihr das E-Bike zwangsweise ausschalten. Nachjustieren auf dem Arbeitsweg ist entsprechend nervig. Ebenfalls nervig im Vergleich zu anderen E-Bikes: Es gibt keine Federung und keinen Kettenschutz über dem Tretlager. Eure Hose solltet Ihr beim Fahren somit lieber hochkrempeln – beim Transport ist die Verschmutzungsgefahr ebenfalls groß.Hinweis: Rückruf der ersten Version des Fiido X
Der Marktstart des Fiido X wurde nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von massiven Qualitätsproblemen heimgesucht. So brach das E-Bike bei mehreren Nutzer:innen in der Mitte durch. Da das bei voller Fahrt nicht gerade sicher ist, musste Fiido das E-Bike zurückrufen. Bei der getesteten zweiten Version des Fiido X will der Hersteller die Probleme beseitigt haben.
Bei der Verarbeitungsqualität, vor allem am damals kritischen Rahmengelenk, gab es während unseres Testberichts nichts zu bemängeln.E-Motor und Fahrspaß
Fiido stellte uns für diesen Testbericht die Variante mit 250-Watt-Motor zur Verfügung. Mit meinem Fliegengewicht von etwa 70 Kilogramm brachte mich das "X" zügig und zuverlässig auf die maximale Geschwindigkeit von 25 km/h. Abgebremst wird beim Fiido X über Scheibenbremsen, die hydraulisch angesteuert werden.
Gefällt:
- Leistungsstarke Version zum selben Preis
- "Smoothe" Trittstärkenerkennung
- Bremsen schön stark
Gefällt nicht:
- Hydraulische Bremsen ab Werk ein wenig zu locker
- Vorderlicht bleibt beim Lenken starr
Auch wenn Fiido uns die schwächere Version des "X" zugeschickt hat, konnten wir uns auf Testfahrten sicher und zügig durch Berlin bewegen. Dabei ergibt sich ein Fahrgefühl, das eher mit dem Brompton Electric (zum Test) als mit dem Ado A20 XE vergleichbar ist. Denn anders als "A Dece Oasis" verbaut Fiido einen Drehmomentsensor, der Eure Trittstärke erkennt. Die drei Unterstützungsstufen regeln dann, wie stark die Unterstützung eingreift.
Somit könnt Ihr das Fiido X auch mit aktivierter Unterstützung mit geringer Geschwindigkeit bewegen. Das ist deutlich bequemer als E-Bikes, bei denen die Unterstützungsstufen lediglich die maximale Geschwindigkeit herunterregeln. Ein Pluspunkt des rund 1.800 Euro teuren Faltrads, der im Alltag nicht zu unterschätzen ist.Müsst Ihr Euch einmal ohne Unterstützung fortbewegen, beispielsweise wenn der Akku zur Neige geht, hilft Euch eine 7-Gang-Shimano-Schaltung beim Anfahren. Der höchste Gang ist dabei so abgestimmt, dass Ihr mit 25 km/h gemütlich vorankommt. Das ist ein weiterer Vorteil für das Faltrad gegenüber Konkurrenten, die gerne einmal bei hohen Geschwindigkeiten zu hohe Trittfrequenzen bieten.
Ab Werk verbaut Fiido zwei leistungsstarke Scheibenbremsen und kombiniert diese mit einer hydraulischen Bremssteuerung. Rein theoretisch ergibt sich dadurch eine bessere Bremsleistung als bei mechanischen Bremsen. Gleichzeitig ist die Bremsanlage besonders wartungsarm. Ab Werk solltet Ihr die Bremse des Fiido X allerdings ein wenig nachstellen, da sie recht spät packt.
Beim Fahren in der Dunkelheit ergibt sich durch das Fahrraddesign noch ein Problem mit der Lichtanlage. Denn Fiido verbaut sowohl die Rück- als auch die Vorderlichter fest in den Rahmen ein. Somit lenkt das Licht ein wenig träge mit, wenn Ihr in eine Kurve fahrt.
Akkuleistung und Haltbarkeit
Das Fiido X verfügt über einen integrierten Akku in der Sattelstange, wodurch es beim ersten Blick wie ein herkömmliches Faltrad aussieht. Der Ladeanschluss befindet sich direkt unter dem Sattel, ein passendes Ladegerät ist im Lieferumfang enthalten. Laut Herstellerangaben erreicht das von uns getestete 250-Watt-Modell Reichweiten von bis zu 130 Kilometern.
Gefällt:
- Extrem lange Reichweite von 130 Kilometern
- Dezente Platzierung des Akkus
- Akku auch außerhalb des E-Bikes aufladbar
Gefällt nicht:
- Komplizierte Akkuentnahme
Das Fiido X hat vor allem wegen einer Eigenschaften für viel Aufmerksamkeit beim Crowdfunding gesorgt: die extrem große Reichweite von 130 Kilometern. Diese erreicht der Hersteller über einen besonders großen Akku, der 417,6 Wattstunden leistet und in der Sattelstange versteckt ist. Das ist kein ungewöhnliches Design bei E-Bikes und sorgt auch hier für einen schicken "Nicht-E-Look".
Die große Reichweite konnte ich aufgrund einer knapp anderthalb Wochen andauernden Corona-Erkrankung leider nicht ausreizen. Sobald ich den Akku einmal leergeradelt habe, ergänze ich diese Information in diesem Testbericht. Aus dem Datenblatt kann ich aber auch so darauf hinweisen, dass sich die Angabe auf die Version mit 250-Watt-Motor bezieht. Die Variante mit 350 Watt soll 110 Kilometer erreichen.Jeweils beträgt die Ladezeit des Akkus sieben Stunden, wodurch sich ein Aufladen über Nacht empfiehlt. Damit Ihr das Fiido X dabei nicht umständlich in die Wohnung tragen müsst, könnt Ihr den Akku entnehmen und ohne Fahrrad in der Wohnung laden. Ein Ladegerät ist im Lieferumfang enthalten, leider fehlt hier eine Fortschrittsanzeige.
Ab dem Neukauf bietet Hersteller Fiido eine zwölfmonatige Garantie auf die Batterie Eures neuen E-Bikes. Ausgelegt ist der Akku auf 800 Ladezyklen, was einer Gesamtreichweite von 91.000 Kilometern bei der 250-Watt-Variante und 77.000 bei der 350-Watt-Variante entspricht.
Abschließendes Urteil
Nach einigen Startschwierigkeiten soll das Fiido X als ausdauerndes E-Faltrad den globalen Markt stürmen. In unserem Test zeigte sich, dass Fiidos Konzept dabei durchaus überzeugt. Der Aufbau das qualitativ hochwertigen Faltrades ist einfach, und der Fahrspaß überzeugt selbst bei der leistungsschwächeren Variante dank eines feinfühligen Drehmomentsensors. Mit beseitigten Qualitätsmängeln ist das Fiido dank zwei hydraulischer Scheibenbremsen und soliden Lampen sicher für die Großstadt.
Als Mängel konnten wir im Test vor allem ein zu hohes Gewicht feststellen, das bei einem Faltrad für Probleme sorgt. Gleichzeitig ist die Bedienung mit mehreren Knöpfen, einer Code-Eingabe und einer Sattelklemme, die einen Stromkreis schließt, zu kompliziert. Insgesamt ist das Fiido X ein gutes E-Faltrad, das jetzt aber noch den Test der Zeit überstehen muss. Denn die Qualitätsmängel bleiben so lange im Hinterkopf, bis die Monate nach dem Marktstart keine neuen Probleme durch die Schlagzeilen gehen.
von:https://www.nextpit.de/fiido-x-test